Kulturstadt und Waffenschmiede

Spätestens seit dem Vorabend des zweiten Weltkriegs ist Kassel eine bedeutende Waffenschmiede, die vor allem in Form gepanzerter Fahrzeuge den Tod in die ganze Welt exportiert. Diese industrielle Macht führte die Stadt im zweiten Weltkrieg an den Rand der Vernichtung, als sie im Oktober 1943 von gewaltigen Flächenbombardements verwüstet wurde. Die alte Schönheit lag in Trümmern und machte einem Wiederaufbau Platz, der so hässlich wie zweckdienlich war und die Stadt bis heute entstellt.

Der mangelnden Ästhetik, den Kriegsschmieden und der einfachen Arbeitergesellschaft stellt Kassel Bildung und Hochkultur entgegen. Die Stadt ist nicht nur Heimat vieler besonderer Museen und einer beachtlichen Sammlung alter Meister, sondern auch der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst.

Für die gut angebundene Messestadt im Herzen Deutschlands gilt ansonsten: Kassel kann eigentlich alles. Aber leider nichts davon besonders gut.

Kassel ist der Stützpunkt des Ordo Custodes für die gesamte Region. In diesen Zuständigkeitsbereich fällt auch der nordhessische Reinhardswald.

Urwald und Märchenwald

Der Reinhardswald ist ein ehemals stark genutzter Hutewald, in den früher die Bauern der in und an ihm liegenden Dörfer ihr Vieh zur Mast trieben. Schon damals war er der Hort zahlreicher Legenden und Mythen, die hinter dem Schleier widerhallten. Es entwickelte sich eine Aufwärtsspirale, denn je mehr Geschichten sich die Menschen über den Wald erzählten, desto mehr Energien und Kreaturen konnten durch den Schleier in ihn hinein gelangen und alles Andersweltliche, das im Wald sein Wesen trieb, bot Stoff für neue Geschichten. Der Wald lockte schließlich die in Kassel ansässigen Gebrüder Grimm höchst selbst. Auf ihrer Suche nach Märchen und Geschichten, konnten sie hier reiche Beute machen.

Der Wald ist heute die Heimat eines der letzten großen Rudel von Hütern des Hains. Die Werwölfe versuchen zu verteidigen, was Straßenbau, Forstwirtschaft und Tourismus vom einst mächtigen Urwald übrig gelassen haben.

Neben Werwölfen treiben im Urwald andere andersweltlich berührte Kreaturen ihr Unwesen. Diese reichen von Tiergeistern bis hin zu Kobolden. Diesen Kobolden wird nachgesagt, sich bisweilen ein wenig zu sehr für die Menschen zu interessieren. Schlimmstenfalls kann es passieren, dass sie einen menschlichen Säugling entführen.

Wechselbälger

Nur wenige der Kinder überleben die ersten Stunden nach der Entführung. Die meisten werden vom Kobold kaputtgespielt und dann im Wald zurückgelassen. Gerät ein Kind jedoch an einen Kobold, der über eine gewisse Empathie verfügt, stehen die Chancen nicht schlecht, bei dem Kobold aufzuwachsen. Als Erwachsene verlassen diese Wechselbälger ihre Zieheltern und suchen wieder Anschluss an die menschliche Gesellschaft, was angesichts der absonderlichen Sozialisation jedoch schwierig und auffällig ist und in der Regel den Hüterorden auf den Plan ruft. Diese extrem lange andersweltlichen Einflüssen ausgesetzten Menschen besitzen oft erstaunliche magische Fähigkeiten. Ihr geringes Verständnis für gesellschaftliche Normen und Werte macht diese Fähigkeiten um so gefährlicher.

Der Name Wechselbalg rührt daher, dass einige Kobolde um das Verschwinden des entführten Kindes zu verschleiern eigenartige Konstrukte hinterlassen, um es zu ersetzen. Diese ähneln dem entführten Kind optisch meist recht stark, zeigen aber keinerlei menschliches Verhalten und wirken auf die Eltern nur um so verstörender.

Was macht die Region interessant?

Während Kassel selbst Großstadtkulisse mit internationalem Flair in einem überschaubaren Rahmen präsentiert, lockt die ländliche Landschaft Nordhessens bis zum Reinhardswald mit dem direkten Gegenteil. So lassen sich urbane und eher wildnisorientierte Charakterkonzepte glaubhaft kombinieren.

In Kassel sind die konservativen Strukturen des Ordo Custodes mit nordhessischer Sturheit zementiert. Es gibt keine klassischere Ordensstadt auf deutschem Boden.

Kassel ist die Stadt, in der die meisten Waschbären pro Einwohner leben…

Werwaschbären

Die Welthauptstadt der Waschbären verfügt natürlich über eine Population an Werwaschbären, die in den nächtlichen Straßen Kassels ihre Scherze und ihr Unwesen treiben. Die diebischen Racker bilden in der Stadt einen Gegenpol zu den (aus ihrer Sicht) Spaßbremsen vom Hüterorden. Werwaschbären haben immer irgendwo ihre Nasen und Finger in fremden Angelegenheiten und versuchen gerne unerfahrene Spielercharaktere zu ihren Komplizen zu machen. Von harmlosen Streichen bis hin zu ausgeklügeltem Einbruch und Diebstahl, sind die Pelzträger für jeden Spaß zu haben. Man sollte sie jedoch nie unterschätzen, denn wenn sich ein Waschbär nicht mehr aus dem Staub machen kann, ist er ein so hartnäckiger wie aggressiver Gegner.

Doppelleben im Bunker

In Kassel finden sich die unterschiedlichsten Bunkeranlagen. Nicht alle sind der Öffentlichkeit zugänglich, manche sind ihr nicht einmal mehr bekannt. Der Ordo Custodes hat keine Mühen gescheut, diese gut geschützten Orte aus dem Gedächtnis der Profanen zu tilgen. Diese über die ganze Stadt verteilten Anlagen sind teilweise mit Tunneln und teilweise durch magische Portale verbunden.

Die Bunker werden auf unterschiedlichste Weise genutzt. Sie bieten Raum für Unterkünfte, Schutzräume, Lager, Laboratorien, Bibliotheken, Ritualkammern, Sitzungsräume und Büros. Dieses unterirdische Festungsnetz ist einer der Hauptpfeiler des Ordens in der Stadt, denn es macht ihn fast unangreifbar. In einigen der Bunker findet aber auch das Leben der Übernatürlichen ohne die wachsamen Augen des Ordens statt. Sie dienen als Treffpunkte und bieten Platz für ungestörte Raves und Orgien, aber auch für konspirative Treffen.

Die Stadt für…

… Magier

In Kassel führt für Magier kein Weg am Ordo Custodes vorbei. Die einzelnen Gildenhäuser der Bünde sind Räumlichkeiten im Ordenshaus. Hier wird regelmäßige Anwesenheit verlangt und der Hüterorden geizt nicht mit Aufträgen.

Lediglich Hexen haben sich dem Zugriff weitestgehend entzogen. Jedoch zu dem Preis nicht direkt in der Stadt präsent zu sein. Die für sie bestimmten Räumlichkeiten stehen leer und stattdessen kommt der Hexenzirkel aus dem Norden in Trendelburg in geheimen Räumlichkeiten innerhalb des Rapunzelturms zusammen. Bindeglied zwischen Hexen und Orden sind in Kassel die Druiden.

… Gestaltwandler

Die Stadt beherbergt recht viele Gestaltwandler, darunter auch einige andernorts eher selten anzutreffende Werwaschbären. Dennoch spielen die Gestaltwandler im Ordo Custodes nicht mehr als eine kleine Pflichtrolle. Sie sind unorganisiert und ihre stärksten Vertreter, das Rudel von Hütern des Hains im Reinhardswald, mischt sich nur wenig in die Politik des Ordens ein.

Während man sich als Gestaltwandler in der Stadt recht frei bewegen kann, sollte man das Revier der Hüter meiden. Gestaltwandler tuen gut daran, sich anzumelden, bevor sie den Reinhardswald betreten. Auch hier fungieren die Druiden der Region als wichtiges Bindeglied.

… Vampire

Die Strukturen der Kinder der Nacht sind in Kassel uralt und gewachsen. Die Nachkommen der Ortsansässigen wachsen in ihre vorbestimmten Rollen und Aufgaben hinein. Neuankömmlinge sind nicht immer gerne gesehen und sollten sich lieber nützlich machen, wenn sie dauerhaft in Kassel geduldet werden wollen.

Die Bunker des Ordo Custodes sind für die Vampire ein Geschenk des Himmels. Nirgendwo könnte man den Tagschlaf sicherer zubringen. Auch als Vampir stellt man sich mit dem Orden besser gut. Anders als die Gestaltwandler sind die Vampire gut in die Ordensstrukturen integriert und legen Wert auf Ansehen und Ämter.

Besondere Gefahren

Der geplante Bau von Windparks im Reinhardswald wird von den Werwölfen als Angriff auf ihr Revier gewertet. Da sich der Ordo Custodes nicht um diese Angelegenheit kümmern und die Vorhaben politisch abwenden wollte, muss er nun einen blutigen Konflikt unterdrücken.

Kunst ist ein gefährlich Ding, besonders wenn es um ihren Widerhall in der Anderswelt geht. Das macht jede Documenta auch abseits des kunstwissenschaftlichen und politischen Parketts zum Pulverfass.

Was hat es mit dem uralten Sarkophag auf sich, der sich leihweise im Museum für Sepulkralkultur befindet?

Was wenn ein mächtiges Feenwesen aus dem Märchenwald ein ganzes nordhessisches Dorf in Dornröschenschlaf legen will?