Schmelztiegel am Mississippi
In New Orleans vermengt sich die bewegte Geschichte einer Großstadt, die jeher von kulturelle Vielfalt profitieren konnte, mit modernen Einflüssen aus der ganzen Welt. Das kulturelle überragt noch das wirtschaftliche Potenzial dieser Hafenstadt und pumpt jedes Jahr mehr Besucher als Einwohner in ihre Straßen und der Hafen täglich neue Waren und Arbeiter aus dem Rest der USA und der ganzen Welt.
Die Geschichte der Stadt war kein einziges rauschendes Fest. Blut, Schweiß und Tränen sind ihr Fundament, oft vergossen von den zahllosen Sklaven, die hierhin verschleppt und verkauft wurden. Hinter der schillernden Fassade des Nachtlebens liegt ein alter Schmerz, der den Schleier durchdringt und in der Luft förmlich greifbar ist, wenn sich starke Cocktails und melancholische Musik vermischen.
Die Großen Vier
Die Stadt verfügt über keine Niederlassung des Ordo Custodes mehr. Der Orden versuchte nicht nur den verbreiteten Gebrauch von Voodoo zu unterdrücken, sondern legte sich auch zu oft mit dem stärksten Geisterwesen der Stadt an. Baron Samedi zerschlug die Ordensstrukturen und tötete jedes Ordensmitglied, das nicht rechtzeitig aus der Stadt fliehen wollte oder konnte.
Seit diesem Gewaltausbruch in den frühen 70er Jahren, ist New Orleans eine freie Stadt und das Leben der Übernatürlichen wird von einem Rat aus vier Geistwesen reguliert. Jeder Übernatürliche, der sich dauerhaft in der Stadt aufhalten möchte, sollte bei mindestens einem der Vier eine Erlaubnis dazu einholen.
Baron Samedi
Der Baron ist der Herr der Friedhöfe in der Stadt. Dort kann man ihn nach Einbruch der Dunkelheit antreffen. Die Voodoo-Gläubigen und die Magier der Stadt zollen ihm den meisten Respekt. Er ist der Wortführer der Großen Vier und der inoffizielle Herrscher von New Orleans.
Die in New Orleans entstandene und heimische Blutlinie der Befleckten genießt seinen Schutz. Es heißt, dass er daran beteiligt war sie zu erschaffen.
Samedi ist ein erstaunlich heiterer Totengeist. jedenfalls so lange man die Grabruhe in der Stadt nicht zu stören versucht.
Lady Swamp
New Orleans grenzt an die Bayous, ein weitläufiges Sumpfland. Dies ist die Domäne von Lady Swamp. Sie ist der Geist dieses Landes. Mit profanen Menschen gibt sie sich nicht ab. Sie ist grausam und unnachgiebig und wer ihr begegnet ist, der weiß um ihr erschütternd hässliches Antlitz und ihren modrigen Gestank. Im Sumpf hat alles seinen Preis. Wer etwas von der Lady wünscht, der wird nur Gehör finden, wenn er im Gegenzug etwas anzubieten hat.
Sie ist erstaunlich freundlich zu den Gestaltwandlern, die sich typischerweise in den Sümpfen niederlassen. Lady Swamp ist die Schutzherrin der für die Bayous typischen Weralligatoren.
Mr. Mist
Vor allem in den Morgen- und Abendstunden ist Nebel ein fast allgegenwärtiges Phänomen in der Stadt. Die Verkörperung dieses Nebels ist Mr. Mist. Er erscheint stets in Gestalt eines älteren, gut gekleideten weißen Mannes. Wer Informationen braucht, der ist bei ihm an der richtigen Adresse, denn wer überall zugegen ist, der bekommt auch alles mit. Doch der Geist des Nebels ist schwer greifbar und kann so plötzlich verschwinden wie auftauchen.
Wer ihm Opfer darbringen oder Geschenke machen will, der wird von ihm keine Informationen angeboten bekommen. Es empfiehlt sich ihn zu einer Tasse Tee einzuladen und im Plausch unauffällig das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken.
Jasmin Jazz
Sie ist der gute Geist der Stadt und die Schutzherrin der Musiker. Sie treibt sich in den Jazzclubs der Stadt herum, tanzt, singt, trinkt, liebt und weint. Wer sich in ihrer Stimme verliert, sollte im Gespräch auf die NICHT angeschlagenen Töne achten.
Künstlerseelen sind ihr lieb und teuer und wen die Muse küsst, der kann auf die Unterstützung der bezaubernden Dame vertrauen. Doch ist Vorsicht geboten, denn die schönsten Lieder haben oft kein Happy End.
Was macht die Stadt interessant?
New Orleans bietet Platz für frische Charaktere. Hier gibt es kaum festgefahrene Strukturen und für eine Stadt, die vom Voodoo erfüllt ist, eine ungewöhnlich geringe Dichte an Übernatürlichen. In New Orleans ist immer etwas los. Der Schleier ist hier löchriger als irgendwo sonst auf der Welt. Nirgendwo liegen Freud und Leid näher beieinander. Die Straßen pulsieren vor Leben und selbst wenn man glaubt alles gesehen zu haben: Wer kann schon sagen, was der mächtige Mississippi morgen in die Stadt spülen wird?
Die Stadt ist ein Hotspot der Voodoo-Magie, einer besondere Vermengung aus religiöser Praxis und Beschwörungsmagie. Nirgendwo ist Voodoo so zugänglich, wie in New Orleans. Doch man sollte sich nicht einreden, dass man einfach in einen Hexerladen hineinspaziert und sich dort Lehrbücher kaufen oder einen Ausbilder suchen kann. Voodoo ist eine Lebensart. Wer nicht bereit ist voll darin einzutauchen, dem wird es verschlossen bleiben.
Chakkalakka, Mothafucka!
Mama Sambona`s ist einer von vielen, aber doch irgendwie DER Anlaufpunkt in der Stadt. Im French Quarter, mit Blick auf den Louis Armstrong Park, lockt die Mama mit Voodoo für die Nase und den Gaumen. Feurige Küche und eine Wirtin, wie sie herzlicher nicht sein könnte, warten hier auf Stammkunden wie auf Neuankömmlinge und Durchreisende. Hier kriegt man noch was für sein Geld!
Der Baron sagte einst, Mama Sambona habe immer ein Ohr diesseits und eines jenseits des Schleiers. Man hat eine Frage zur Stadt? Mama Sambona! Man braucht den aktuellen Gossip, aber sinnvoll vorgefiltert? Mama Sambona! Man ist auf der Suche nach einem Auftrag? Mama Sambona! Man braucht Kontakt zu den Übernatürlichen? Dreimal dürft ihr raten…
Die Stadt für…
… Magier
Als Magier sollte man in New Orleans auf der Hut sein! Zwar klopft einem kein Hüterorden auf die Finger, doch hegt Baron Samedi (nicht ganz unbegründete) Vorurteile gegenüber gewöhnlichen Magiern. Es empfiehlt sich unbedingt, sich ihm anständig vorzustellen.
Auch die ansässigen Voodoo-Priester sind nicht unbedingt über konventionelle Konkurrenz erfreut. zudem gilt die direkte Magie als Vermessenheit. Voodoo ist ein Austausch mit den Geistern und kein menschlicher Powertrip.
Besonders schwer haben es in der Stadt selbstverständlich Nekromanten! Aber auch Arkanisten, die als Beamte des Ordo Custodes angesehen werden, werden alles andere als herzlich willkommen geheißen.
… Gestaltwandler
Gestaltwandler sind selten, aber in der Stadt eigentlich gern gesehen. Da sie teilweise ihren Ursprung in der Geisterwelt haben, genießen sie in dieser von Geistern beherrschten Stadt ein höheres Ansehen als andernorts. Wer hier nicht gar zu unhöflich aufschlägt, dem stehen alle Türen offen.
Bemerkenswert sind die zahlreichen Schuppennacken in den Sümpfen und die Tatsache, dass New Orleans wegen seines Hafens und seiner geringen Schleierdichte ein Anlaufpunkt für Terrorflossen ist.
… Vampire
Für Vampire dürfte es ungewohnt sein, dass es in der Stadt keine traditionellen Strukturen unter den wenigen Kindern der Nacht gibt. Die häufigste Blutlinie sind die hier fast endemischen Befleckten. Diese von Baron Samedi wie Kinder geliebten Vampire hatten kein Interesse die alten Strukturen wiederaufzubauen, als ihr Schutzpatron sie eingerissen hatte. Man war froh, die meist alten weißen und als Sklavenhalter reich gewordenen Vampire los zu sein, die stets nur auf einen herabgeblickt hatten.
Beute gibt es in New Orleans in Hülle und Fülle und ständig spülen Fluss, Tourismus und Hafen neues Blut in die Stadt. Man kann es schlechter treffen, es sei denn man ist ein blaublütiger Sesselfurzer.
Besondere Gefahren
In New Orleans haben sich Schmerz und Wut schon mehrfach in Form gewaltiger Katastrophen entladen. Hurricanes und Großbrände haben die Stadt mehrfach fast von der Landkarte getilgt. Verfolgt eine finstere Entität jenseits des Schleiers eine Agenda gegen die Perle Louisianas? Sind die Kultisten dieses Übels vielleicht schon unter uns?
Was wenn der Hüterorden beschließt, die Stadt doch wieder zu befrieden und die Geister in ihre Schranken zu verweisen? Auf welcher Seite will man stehen, wenn solch ein Konflikt losbricht? Und was, wenn der Orden weiter fern bleibt? Freiheit lockt nicht nur die guten Geister und Menschen.